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Hubacher, der Willy Brandt der SP-CH nach kurzer schwerer Krankheit 94 j. gestorben Empty Hubacher, der Willy Brandt der SP-CH nach kurzer schwerer Krankheit 94 j. gestorben

Do Aug 20, 2020 4:32 pm
Medienmitteilung der SP Schweiz vom 20. August 2020
Ehemaliger SP-Präsident Helmut Hubacher gestorben – ein Mann des klaren Wortes ist verstummt

Hubacher, der Willy Brandt der SP-CH nach kurzer schwerer Krankheit 94 j. gestorben Helmut0388k1s

Die Schweiz hat einen grossartigen Politiker, Autor und Redner verloren. Helmut Hubacher war ein leidenschaftlicher Kritiker, der für seine Ideale durchs Feuer ging und keine Konfrontation scheute. Er war von 1975 bis 1990 Präsident der SP Schweiz und prägte die Schweizer Politik von 1963 bis 1997 als Nationalrat massgeblich mit. Auch nach seinem Rücktritt blieb Helmut Hubacher in der Öffentlichkeit präsent und gestaltete bis zu seinem Tod mit prägnanten Texten und Reden den politischen Diskurs mit. «Politik ist mein Leben. Ich kann das nicht einfach abstellen», sagte er an seinem neunzigsten Geburtstag. Helmut Hubacher hinterlässt eine grosse Lücke.
«Helmut Hubacher war eine der prägenden Figuren der Sozialdemokratie und der Schweizer Politik des 20. Jahrhunderts», sagt SP-Parteipräsident Christian Levrat. Helmut Hubachers Bilanz ist eindrücklich: 34 Jahre wirkte er im Nationalrat und wurde neun Mal wiedergewählt. 15 Jahre lang war er der Kopf der SP, die sich unter seinem Präsidium zu einer Linkspartei der neuen Mittelschichten entwickelte. Die soziale Frage stand weiterhin im Mittelpunkt, doch wurden neu auch Umwelt- und Frauenthemen breit diskutiert. 19 Jahre war Helmut Hubacher als Sekretär des Basler Gewerkschaftsbundes tätig.

Politisiert wurde der 1926 im bernischen Krauchthal geborene Helmut Hubacher von seinem Grossvater, bei dem er aufwuchs. Der Grossvater war beim Metallarbeiterverband aktiv, und Helmut Hubacher schloss sich der sozialdemokratischen Jugendorganisation an. Im Rahmen seiner Lehre als Stationsbeamter bei der SBB kam Helmut Hubacher nach Basel. Seine politische Karriere begann im Basler Grossrat, bald darauf rutschte er in den Nationalrat nach. Im gleichen Jahr, in dem er sein Amt als Nationalrat antrat (1963), nahm er die Arbeit als Chefredaktor der Basler Arbeiterzeitung auf. Nationale Bekanntheit erlangte Helmut Hubacher bereits 1965, als er als Mitglied der Finanzdelegation die geheimen Atombombenpläne der Schweiz aufdeckte.

In den über 50 Jahren, in denen Helmut Hubacher politisch aktiv war, erreichte die SP viel für die Schweizerinnen und Schweizer. Neben dem Wandel innerhalb der Partei sind insbesondere die Einführung des Frauenstimmrechts und der Ausbau der AHV zu nennen. Helmut Hubacher mit seiner Hartnäckigkeit, Direktheit, Sachlichkeit und mit seinem Optimismus spielte dabei eine zentrale Rolle. Die Parteimitglieder bewunderten zusammen mit vielen weiteren Menschen seine Intelligenz ebenso wie seine Willens- und Ausdrucksstärke. Als Kopf der Partei – «politischer Vorarbeiter», wie er sich selbst nannte – leistete er grossartige Arbeit. «In seiner Rolle als Parteipräsident war Helmut Hubacher immer ein Vorbild für mich», sagt Christian Levrat. «Seine klare Sprache, seine Leidenschaft und seine Fähigkeit, komplexe Zusammenhänge einfach darzulegen, haben mich tief beeindruckt.»

Nun ist Helmut Hubacher mit 94 Jahren gestorben. Zuletzt lebte er mit seiner Frau Gret im Kanton Jura, wo er Bücher schrieb und für die BaZ, den Blick und für die Schweizer Illustrierte Kolumnen verfasste. Die SP Schweiz drückt Gret Hubacher und der Familie ihr herzliches Beileid aus. Die Beerdigung wird im engen Familienkreis stattfinden. Eine öffentliche Trauerfeier ist in Planung.

Siehe auch:
https://www.srf.ch/news/schweiz/todesfall-ehemaliger-sp-praesident-helmut-hubacher-gestorben

Viele seiner BaZ-Kolumnen konnten im forum "langestruempfe01" gelesen werden. Ob sie in naher oder ferner Zukunkt anstatt "konnten", "können"? Joggeli


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Do Aug 20, 2020 6:37 pm
20.08.2020

Zum Tod von Helmut Hubacher
Das Störgeräusch

Helmut Hubacher, legendärer Parteipräsident und einer der grossen Schweizer Sozialdemokraten des 20. Jahrhunderts, starb am Mittwoch nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 94 Jahren. Ein Nachruf.

Philipp Loser, Baz 20.08.2020

Hubacher, der Willy Brandt der SP-CH nach kurzer schwerer Krankheit 94 j. gestorben A5pgh3gasqbg9lqcehsnw89jey
Ein legendärer Sozialdemokrat. Helmut Hubacher war eine prägende Figur der Schweizer Politik im 20. Jahrhundert. Nun ist er im Alter von 94 Jahre in Basel verstorben.

Ein Händedruck im Osten. Ein voller Kursaal in Bern. Ein lebhaftes Gespräch in der Wandelhalle. Denkt man das politische Leben von Helmut Hubacher (1926-2020) zurück, sind es diese drei Bilder, die bleiben.

Denkt man an das Leben nach dem Bundeshaus, ist es der Schal (modisch zwar, aber immer der gleiche), Begegnungen in Basler Beizen (Hubacher konnte auch im hohen Alter einen Saal beherrschen), seine lauten und manchmal wütenden Hauptsätze in den Kolumnen der «Basler Zeitung», der «Schweizer Illustrierten» und im «Blick».
Nun ist er tot. Und mit ihm ein Stück Schweizer Politgeschichte. Hubacher, ein Arbeiter aus dem Berner Hinterland, hat die Politik der Schweiz im vergangenen Jahrhundert mitgeprägt. Als Mahner, als Bremser, als Provokateur, als Störgeräusch.

Zum Anfang: ein Scheitern

Seine Rolle spielte Hubacher schon früh. Der SBB-Stationsbeamte aus Krauchthal BE wurde in den 50er-Jahren nach Basel versetzt, wo er sich politisch zu engagieren begann. Zuerst als frecher Redaktor der linken Zeitung «AZ», als Gewerkschaftssekretär, ab 1956 für zwölf Jahre im Basler Grossen Rat, ab 1963 für sagenhafte 34 Jahre als SP-Nationalrat. 1976 stellte sich Hubacher als Kandidat für den Basler Regierungsrat auf. Und scheiterte grandios. Der besseren Basler Gesellschaft war er zu wild, zu rot, zu links, zu fremd (ein Zugezogener).

Hubacher brauchte lange, um diese Niederlage zu verkraften, das gab er später offen zu. Aber die Ablehnung in seiner neuen Heimat gab ihm auch Raum, sich national einen Namen zu machen. Statt Regierungsrat wurde Hubacher mitten im Kalten Krieg Parteipräsident der Sozialdemokraten. Die Bürgerlichen riefen ihm «Moskau einfach!» zu und meinten das auch. Es war eine andere Schweiz damals, mit anderen Politikern.

Der Händedruck mit Honecker

15 Jahre war Hubacher Präsident der SP, von 1975 bis 1990. Seine Präsidentschaft: legendär. Auch in der Verklärung. «Der Mechanismus ist simpel», erklärte er vor ein paar Jahren zwei Journalisten der NZZ, die ihn in Courtemaîche im Jura besuchten (er hatte mit seiner Frau Gret auch eine Stadtwohnung in Basel). «Der derzeitige SP-Präsident ist das Feindbild, der zurückgetretene war der Vernünftige und der verstorbene der beste.»

In seiner Zeit als Parteipräsident entstanden jene drei Bilder, die sein politisches Leben definierten. Zuerst: der Händedruck mit Erich Honecker. Auf einer Studienreise in den Osten traf Hubacher 1982 auf den Staatschef der DDR, und natürlich schüttelt man sich die Hände. Er hätte es besser nicht getan. Der Händedruck mit dem bösen Feind wurde Hubacher jahrelang vorgeworfen. Im Kontext des Kalten Kriegs war alleine schon der Dialog mit der anderen Seite ein Akt von landesverräterischer Dimension.

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Ein verhängnisvoller Händedruck. 1982 traf Parteipräsident Helmut Hubacher Erich Honecker, den Staatschef der DDR. Das Treffen wurde Hubacher noch Jahre vorgeworfen.
Foto: BEZ


Noch in einem seiner letzten grossen Bücher aus dem Jahr 2014 sah sich Hubacher genötigt, die Reise nach Ostberlin zu rechtfertigen. «Als ob wir eine Art Pilgerfahrt gemacht hätten!» Der Händedruck, er sei eine Frage des Anstands gewesen. Doch dass es ausgerechnet Hubacher sein musste, der Honecker die Hand reichte – ausgerechnet er, einer der versiertesten linken Militärpolitiker, ständig im Clinch mit dem «EMD», wie das Verteidigungsdepartement damals noch hiess. Ständig der Vorwurf, der Gegenseite zu dienen, ein Verräter der Schweiz zu sein, ein Unschweizer. Es waren Vorwürfe, an denen sich Hubacher noch in fortgeschrittenem Alter abarbeitete.

Dabei, das sahen seine bürgerlichen Gegner später auch ein, wollte Hubacher die Armee nie abschaffen. Er kritisierte Missstände im Beschaffungswesen, wies auf unbequeme Wahrheiten hin, das ja. Aber er bekannte sich immer zur Landesverteidigung.

Opposition!

Das zweite bleibende Bild entstand zwei Jahre nach den Treffen mit Honecker, im proppenvollen Kursaal von Bern. Die Stimmung war geladen, im Februar 1984, Parteipräsident Hubacher hatte die grösste Niederlage seines politischen Lebens zu verdauen. Die Zürcherin Liliane Uchtenhagen, Mitglied der in der SP gefürchteten Vierbande um Helmut Hubacher, Andreas Gerwig und Walter Renschler, hätte die erste Frau im Bundesrat werden sollen. Doch die bürgerlich dominierte Bundesversammlung spielte nicht mit, wählte Otto Stich aus Dornach SO in die Regierung (und sollte es später bitter bereuen).

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«Schampar unbequem.» Im Februar 1984 wollte Helmut Hubacher seine Genossen vom Gang in die Opposition überzeugen. Er unterlag.
Foto: Keystone


Hubacher tobte. Wollte, wie Jahre später seine Konterparts auf der anderen Seite des politischen Spektrums, sofort aus dem Bundesrat. In die Opposition! Aber wieder unterlag Hubacher. Sein Antrag, mit der SP in die Opposition zu gehen, drang nicht durch. «Schampar unbequem», werde man nun sein, sagte Hubacher, nahm die Niederlage aber sportlich. Ihn interessierte nicht bloss das Resultat eines politischen Prozesses, sondern auch der Weg dahin. Das Für und Wider der Argumente, der Wettstreit mit einem Gegner auf Augenhöhe.

Blocher und Hubacher
Und damit zum dritten Bild: Es zeigt einen nicht mehr ganz jungen Helmut Hubacher mit einem nicht mehr ganz jungen Christoph Blocher auf einem der Sofas in der Wandelhalle des Bundeshauses. Sie scheinen die Kameras nicht wahrzunehmen, sind mitten in einer hitzigen Diskussion, gestikulieren. Vor allem nach seiner aktiven Zeit als Politiker hat sich Hubacher immer wieder mit seinem grossen Gegenspieler und dessen Definition einer richtigen Schweiz auseinandergesetzt. «Hubachers Blocher» hiess sein Buch, das 2014 erschienen ist.

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Lieblingsgegner. Christoph Blocher im Gespräch mit Helmut Hubacher, Aufnahme vom Juni 1987.
Foto: Keystone


Das Buch ist eine Abrechnung, ein Vermächtnis, ein Zeitzeugnis von seltener Güte. Hubacher schrieb das Buch zum ersten Mal im Winter 2013, hatte das Manuskript abgeschlossen - und warf es nach der Abstimmung über die Zuwanderungsinitiative der SVP vom 9. Februar 2014 in den Abfalleimer. Dabei hatte sich seine Frau Greti schon vorher beklagt: «Ein Buch über Blocher? Muss das wirklich sein?» Es musste. Er begann noch einmal neu, wollte diesen entscheidenden Moment für die Zukunft der Schweiz in Europa unbedingt in seinem Buch.

So einer war Helmut Hubacher auch im hohen Alter noch. Die Gegenseite verdankte es ihm zeitlebens mit Respekt. In einem Interview mit der «Schweizer Illustrierten» im Sommer 2014 sagte Blocher über den ebenfalls anwesenden Hubacher: «Der ist immer noch huere guet. Der kann noch wie früher über die grundlegenden Sachen diskutieren.» Da war Hubacher 88 Jahre alt und so aktiv wie wenige nur halb so alte Menschen. Gefragter Gesprächspartner, gefragter Schreiber.

Welterklärer, Weltverdammer
Das Engagement in der BaZ war die logische Fortführung des politischen Lebens von Helmut Hubacher. Der einzige Linke gegen eine bürgerliche Übermacht, angeführt vom ehemaligen Chefredaktor Markus Somm und dem ebenfalls ehemaligen Besitzer der BaZ, Christoph Blocher. Hubacher schonte beide nicht, war immer aktuell, immer prägnant.

Sieben Tageszeitungen und einige Wochenblätter las Hubacher regelmässig. Seine Texte verfasste er auf einer Schreibmaschine und faxte sie in die Redaktion – wo die Kolumnen danach gesetzt wurden. Good old times. Hubacher war in seinen Kolumnen Welterklärer und Weltverdammer. Nie überheblich, immer luzide, oft sehr lustig und bissig. Gesegnet, wer bis ins höchste Alter so schreiben kann. Wer sich die Energie bewahrt, eine gesunde Wut, und trotzdem nicht bitter wird.

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Wie alles begann. Helmut Hubacher in seinem sechsten Jahr als Nationalrat im Jahr 1969.
Foto: Keystone


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Ein harter Armeekritiker. Helmut Hubacher im März 1997 im Gespräch mit Bundesrat Adolf Ogi, dem ehemaligen Verteidigungsminister.
Foto: Keystone


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Der Jüngste und der Älteste Toni Brunner, Jungpolitiker der Schweizerischen Volkspartei (SVP) und frisch gewählter jüngster Nationalrat, zusammen mit dem amtsältesten Kollegen SP-Politiker Helmut Hubacher vor dem Bundeshaus in Bern, aufgenommen im Herbst 1995.
Foto: Keystone


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Zwei prägende Sozialdemokraten. Der Genfer Nationalrat Jean Ziegler im Gespräch mit Helmut Hubacher, undatierte Aufnahme aus dem Jahr 1975.
Foto: Keystone


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Auch zwei prägende Sozialdemokraten. Der ehmalige deutsche Bundeskanzler Willy Brand mit Helmut Hubacher bei einem Treffen in Basel im November 1982.
Foto: Keystone


Hubacher, der Willy Brandt der SP-CH nach kurzer schwerer Krankheit 94 j. gestorben E6a-inf5tqkic8khf9ql937kad
Immer wieder Blocher. In Herrliberg 2014.
Foto: Dukas



Der derzeitige SP-Präsident ist
das Feindbild, der
zurückgetretene war der
Vernünftige und
der verstorbene der beste.

Helmut Hubacher


Noch vor wenigen Woche schrieb Hubacher im «Blick» über die Pandemie und – einmal mehr – über die Familie Blocher. Diese kassiere mehr Dividenden als die 3000 Ems-Beschäftigten Lohn beziehen. «Das ist einmalig in der Schweiz.» Etwas später, in der BaZ, dachte Hubacher über das Schicksal der Sans-Papiers in der Schweiz nach. «Diese Menschen leben faktisch im Untergrund», schrieb er. Unser Umgang mit diesen Menschen: «ein unwürdiges Kapitel der Schweiz.»

Als er dann sah, dass es nicht mehr gehen würde, schrieb er noch eine Kolumne, eine zum Schluss. «Das letzte Mal» war ihr Titel, Hubacher schrieb über seine Kindheit, seine Zeit in der Politik, seine Zeit als Kolumnist. Er schrieb über den Klimawandel und die versteckte Armut in der Schweiz. Es war ein versöhnlicher Text. «Diese Schweiz ist alles in allem genommen ein phantastisches Land.»
Damit hörte Hubacher auf. Angriffig und bissig bei jenen, die alles haben. Rührend und herzlich bei jenen, die nichts haben. Dreimal Helmut Hubacher. Zum allerletzten Mal.
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Do Aug 20, 2020 7:01 pm
Zeitgeschichte (nach 1945)/

H. Hubacher: Geschichten à la carte

https://infoclio.clio-online.net/publicationreview/id/reb-18605

Ausschnitt:

Der Band wird abgerundet durch 20 Anekdoten, die verschiedenste Gebiete beschlagen. Herrlich die Geschichte der Panzerbeschaffung. Mit dem Rüstungsprogramm 1984 beantragte der Bundesrat den Kauf von 420 deutschen Leopard-Panzern für 4,5 Mia Franken. Hubacher recherchierte in Bonn. Die Bundeswehr hatte die Karren für die Hälfte beschafft. Hubacher brachte es fertig, dass als neutraler Gutachter Nicolas Hayek beigezogen wurde, der einen vernichtenden Bericht ablieferte. Hubacher liess das Geschäft zum Entsetzen von Bundesrat Delamuraz durch eine Indiskretion über den Sonntagsblick platzen und sparte der Schweiz immerhin 900 Mio Franken. Ergötzlich auch die Idee von Otto Stich, seinem Intimfeind Hubacher die Stelle des BLS-Direktors zu verschaffen. Das war allerdings damals die Domäne der bernischen SP. Das Vorwort von Peter Bichsel ist nett, aber eigentlich überflüssig.

Da gab es noch die Geschichte mit den Armeeschlafsäcken. Die Armee wollte für das ganze Heer hochgebirgstaugliche Schlafsäcke besorgen. Hubacher erkundigte sich bei einem Fabrikanten, was für Schlafsäcke er für diese Preis liefern könne. Antwort: Solche mit St.Galler-Stickerei; Beschaft wurden dann die Luxusvariante nur für die Gebirgsgruppen. Der Rest war dann immer noch absolute Spitez. Joggeli

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Do Aug 20, 2020 7:33 pm
Lieber Joggeli,

es tun sich einige Parallelen zu Willy Brandt auf.

Auch er wurde als Verräter beschimpft. weil er in den 30 er Jahren nach Norwegen emigrierte.
Diese Kreise sprachen ihn mit Herbert Frahm an (Geburtsname).
Und auch Willy Brand wurde auch auf meiner Arbeitsstelle im Büro in den 80 er Jahren diffamiert. Das waren die ewig gestrigen.
Ich hatte als Juso und Sozie wahrlich einen schweren Stand.
Kämpfer für die Freiheit, Gerechtigkeit, und soziale Belange haben es immer schwer. (Brandt, Hubacher) Das Kapital, als auch die braune Brut,  sind nun mal die berechtigten Feinde der Sozialdemokratie.    

Hannes Wader - Trotz alledem III - Live 2014 - Respotted HD



Reinhard Mey, Hannes Wader, Konstantin Wecker: Es ist an der Zeit


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Mo Aug 24, 2020 11:50 am
Christian Dorer zu Helmut Hubacher
«Er war der Schreck der Bürgerlichen»
Der BLICK-Chefredaktor Christian Dorer äussert sich zum Tod des ehemaligen SP-Präsident Helmut Hubacher. Stets über das Weltgeschehen informiert, nah am Geschehen und bis zum Schluss war er für den BLICK als Kolumnist tätig.
https://www.blick.ch/politik/christian-dorer-zu-helmut-hubacher-er-war-der-schreck-der-buergerlichen-id16052274.html

Stimmen zu Helmut Hubacher
«Er war ein politisches Ausnahmetalent»
Der ehemalige SP-Vizepräsident und Nationalrat Peter Vollmer äussert sich zum Tod seines ehemaligen Parteikollegen. Von Helmut Hubacher konnte er unglaublich viel lernen, denn er sei ein politisches Ausnahmetalent gewesen.
https://www.blick.ch/politik/stimmen-zu-helmut-hubacher-er-war-ein-politisches-ausnahmetalent-id16052384.html

Leider für Moni sprechen die Zeitzeugen nicht in der Schriftsprache; Joggeli
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Mo Aug 24, 2020 11:59 am
Herr Maillard, haben Sie etwas gut zu machen?
Der Gewerkschaftsbund startet eine massive Nein-Kampagne gegen die Begrenzungs-Initiative der SVP. Komme die Initiative durch, beginne die Lohndumping-Spirale zu drehen, warnt SGB-Chef und SP-Nationalrat Pierre-Yves Maillard (52) im BLICK-Interview.
https://www.blick.ch/politik/gewerkschaften-starten-nein-kampagne-gegen-svp-initiative-herr-maillard-haben-sie-etwas-gut-zu-machen-id16057165.html

Da hätte sicher auch Helmut Hubacher der Blochers Paroli bieten können.






Da hätte Hubacher den Blochers auch noch Paroli bieten können:


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Mo Aug 24, 2020 6:51 pm
Lieber Joggeli,

so ist es leider. Viel verstanden habe ich nicht.


In seiner Zeit als Parteipräsident entstanden jene drei Bilder, die sein politisches Leben definierten. Zuerst: der Händedruck mit Erich Honecker. Auf einer Studienreise in den Osten traf Hubacher 1982 auf den Staatschef der DDR, und natürlich schüttelt man sich die Hände. Er hätte es besser nicht getan. Der Händedruck mit dem bösen Feind wurde Hubacher jahrelang vorgeworfen. Im Kontext des Kalten Kriegs war alleine schon der Dialog mit der anderen Seite ein Akt von landesverräterischer Dimension.

Das ist traurig. Das war damals in der BRD genauso. Dabei ist es doch logisch, dass man sich auch mit dem "Klassenfeind" trifft. Denn nur so können Brücken überwunden werden, und auch einiges für den Frieden getan werden.

Mir imponieren die alten Sozialdemokraten. Denn die haben noch das Volk vertreten.

Herbert Wehner wurde auch angefeindet. Für mich gehört er mit zu den aufrichtigsten Sozialdemokraten. Ich vermisse ihn sehr.
Heute sind sie (SPD) alle weichgewaschen. Nach dem Studium gehen sie sofort in die Politik, und haben keine Vorstellung davon was es heißt die Familie satt zu bekommen.
Wenn er damals geredet hat, haben sich die Bürger vor dem Fernseher gesetzt. Heute machen sie den Fernseher aus.

Schau dir mal das kurze Video an. Ein Rhetoriker erster Güte, der frei ohne Manuskript reden konnte.


Herbert Wehner - Best of



Kommentare im Netz, die ich bedenkenlos unterschreiben kann.


Herr Wehner würde sich im Grab rumdrehen, wenn er sähe, was aus seiner Partei geworden ist!

Mein Gott, was war doch die SPD einmal für eine großartige Partei !

...seinen brillanten, frei improvisierten Schachtelsätzen würde heute die Mehrheit des Parlaments geistig gar nicht mehr folgen können

Der einzige Abgeordnete, der sich je traute, den Bundestagspräsidenten anzuschreien ...!

Schade, dass es heute keine Politiker mehr von diesem Schlag/Format gibt. Gerade in der heutigen Zeit, wo wir sie in Deutschland mehr denn je bräuchten....

Der hätte Schulz oder Gabriel zum Teufel gejagt.

So einer fehlt heutzutage . Einer , der schonungslos die Dinge beim Namen nennt .

Da konnte die SPD noch Kante zeigen und stand hinter der Arbeiterschaft. Jetzt sind das doch nur noch rückratlose Pöstchenjäger, 10 fach gesiebte Politiker die sich jede öffentliche Aussage von ihrem Vorsitzenden absegnen lassen. Nur noch verachtenswert.

Mein Vater hat alles liegen lassen wenn der Wehner kam.

"Wir , die sozialdemokraten.." ..... kann man heute an einer Hand abzählen :-)

Herbert hat Blutdruck!  LOL - So ein Mann fehlt heute im Bundestag. Heute tummeln sich mehrheitlich nur noch mediendressierte Marionetten im Deutschen Bundestag herum.

Wer rausgeht, muss auch wieder reinkommen. Ich sage ihnen Prost..........Unvergesslich der Alte.

Er hat die Wahrheit über diesen Kohl gesagt. Heute sieht mans.

Ich verneige mich vor einem so grandiosen, redegewandten und rhetorisch hochintelligenten Sozialdemokraten!. Solche Menschen fehlen schon seit Jahren in der Politik!!!. Ruhe in Frieden, Herr Abgeordneter Herbert Wehner. Absolute Spitzenklasse!.

Mir imponieren die alten Sozialdemokraten. Denn die haben noch das Volk vertreten.


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Di Aug 25, 2020 11:09 am
Ja, liebe Moni

Wer raus geht, muss auch wieder reinkommen.

Warten wirs ab was der Brexit für die Briten für Folgen hat Wir sagen dem: "les absents ont toujours tort". Und da gibt es zwei Parteien in der Schweiz, die SVP und die EDU (Edg. Demokratische Union, das sind die erzkonservativen Freikirchler), die allen Ernstes meinen die EU sei genau so auf die Schweiz angewiesen, und das bei 7% des Exportanteils der EU an die CH. Die Schweiz ist, was die Exporte betrifft, unheimlich wichtig für die Schweiz. ...

Herzliche Grüsse
Joggeli
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Di Aug 25, 2020 12:42 pm
Lieber Joggeli,

da bin ich auch auf die Zukunft in England gespannt.
Denn auch Johnnsen ist ein Volltrottel. Genauso wie Trump und Erdowahn. In Rußland werden die Regimkritiker vergiftet. In Belarus regiert ein Despot. Im Iran werden Frauen verhaftet und gefoltert, die nicht verschleiert sind. Und, und, und.
In was für einer Welt leben wir.

HG
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Mi Sep 16, 2020 5:15 pm
Abschiedsfeier für Helmut Hubacher - auch Sommaruga kommt nach Basel
Letzter Gruss Zu Ehren des verstorbenen Politikers organisiert die SP eine grosse Zeremonie mit viel Prominenz. BaZ-Leserinnen und -Leser haben die Möglichkeit, am 25. September im Volkshaus dabei zu sein.

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Ein letztes Adieu für Helmut Hubacher. Foto: Tobias Anliker

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Bundespräsidentin Sommaruga wird kommen. Foto: Manu Friedrich

Der Tod von Helmut Hubacher bewegt die Menschen im Land auch noch viele Wochen später. Der SP-Spitzenpolitiker, der am 19. August in Pruntrut einer schweren Krankheit erlag, faszinierte die Massen von ganz links bis ganz rechts. Auch Menschen, die mit der Politik wenig gemeinsam haben, schätzten seine klaren Voten und seine Kunst, Debatten zu führen. Unzählige Nachrufe und Würdigungen waren über jenen Mann zu lesen, der im Alter von 94 Jahren seine Kolumnen für die Basler Zeitung selbst schrieb.

Den Rahmen für seine Abschiedsfeier hatte Helmut Hubacher noch im Spitalbett im Jura festgelegt. Nun steht das detaillierte Programm - und es ist der herausragenden Persönlichkeit würdig.

Am Freitag, 25. September, laden die SP Schweiz und die SP Basel-Stadt ins Kleinbasler


"Auch unpolidtische
Menschen
schätzen
seine klaren Voten"


Volkshaus ein, um dem Verstorbenen einen letzten Gruss zu entbieten. Kennerinnen und Kenner der Geschichte erinnern sich: Vis-à-vis des Volkshauses betrieb Hubachers Frau Gret 15 Jahre lang das berühmte Restaurant Maxim, wo sich am Mittag nicht nur die Genossinnen und Genossen am Stammtisch trafen und angeregt debattierten.

Im Volkshaus wird Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga ebenso das Wort ergreifen wie Peter Bodenmann und Anita Fetz, zwei ebenso treue wie langjährige Weggefährten Hubachers in der Politik. Musikalisch begleitet wird der Anlass vom Basler Sicherheitsorchester mit Alt- Nationalrat Ruedi Rechsteiner.

Anmeldung online
Wegen der Corona-Pandemie ist die Platzzahl im Festsaal des Volkshauses begrenzt. Dennoch stehen dem breiten Publikum zwischen 200 und 300 Plätze zur Verfügung. Anmelden kann man sich in erster Linie online über ein Formular, das per Mausklick auf der Homepage der SP Schweiz heruntergeladen wird. Den Link finden Sie hier: www.spschweiz.ch/feier-hubacher. Für alle, die keinen Online anschluss haben, ist auch eine Telefonnummer eingerichtet: 031 329 69 69. Bitte berücksichtigen Sie, dass angesichts der immer noch angespannten Covid-19-Situation diverse persönliche Daten verlangt werden - wie zum Beispiel die Angabe der Telefonnummer. Die Schutzmassnahmen sollen am Freitag in einer Woche im Volkshaus im Kleinbasel konsequent umgesetzt werden. Wer nicht vor Ort teilnehmen kann, hat die Möglichkeit, den Abschied live online mitzuverfolgen - auf der Homepage der SP Schweiz (www.spschweiz.ch).

Marcel Rohr; BaZ 16.09.2020
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Hubacher, der Willy Brandt der SP-CH nach kurzer schwerer Krankheit 94 j. gestorben Empty Re: Hubacher, der Willy Brandt der SP-CH nach kurzer schwerer Krankheit 94 j. gestorben

Sa Sep 26, 2020 9:11 am
Hubacher, der Willy Brandt der SP-CH nach kurzer schwerer Krankheit 94 j. gestorben 00a69ea0_c0d1860f3939cjy7

Die Schweiz erweist einem «Jahrhundertpolitiker» die letzte Ehre

Zum Tod von Helmut Hubacher Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga und weitere Genossen haben im Basler Volkshaus gestern einen ihrer Grossen verabschiedet: SP-Doyen Helmut Hubacher. Die Redner hoben die überparteiliche Bedeutung des Wahlbaslers hervor, der fast bis zuletzt mit grosser Streitlust und spitzer Feder für eine gerechtere Gesellschaft kämpfte.
(bor) Seite 21 Foto: Dominik Plüss
__________

Die SP verabschiedet ihren Übervater
Abschiedsfeier für Helmut Hubacher Bundespräsidentin Sommaruga und weitere SP-Granden haben dem kürzlich verstorbenen Doyen Helmut Hubacher die letzte Ehre erwiesen. Die Feier im Basler Volkshaus zeigte: Mit Hubacher verschwindet eine Ära.
Hubacher, der Willy Brandt der SP-CH nach kurzer schwerer Krankheit 94 j. gestorben 3iujhf
Ein allerletztes Mal: Bühne frei für Helmut den Grossen im Volkshaus. Foto: Georgios Kefalas (Keystone)
Simon Bordier, BaZ 26.09.2020
 

Mit einer kurzen, aber würdigen Feier haben am Freitag politische Weggefährten vom kürzlich verstorbenen SP-Doyen Helmut Hubacher Abschied genommen. Viele SP-Vertreter aus Basel und der ganzen Schweiz erwiesen ihrem ehemaligen Parteipräsidenten im Basler Volkshaus die letzte Ehre. Lediglich der amtierende SP-Präsident Christian Levrat liess sich kurzfristig entschuldigen: Wegen eines Corona- Falls im familiären Umfeld habe er sich in Quarantäne begeben müssen. Helmut Hubacher war am 19. August nach langer Krankheit 94-jährig verstorben.

Der gut einstündige Anlass in Basel, der mit knapp 300 Gästen und unter Covid-Vorschriften stattfand, richtete sich auch explizit an «Nicht-Genossen». Dabei hoben die Rednerinnen und Redner die überparteiliche Bedeutung sowie die reiche publizistische Tätigkeit Hubachers (mehrere Tausend Zeitungskolumnen, neun Bücher) hervor.

Alles andere als einfach
«Helmut Hubacher war ein Jahrhundertpolitiker, der sich die Freiheit genommen hat, bescheiden zu bleiben», sagte die Basler Alt-Ständerätin Anita Fetz. Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga (SP) nannte den langjährigen Basler Nationalrat, Gewerkschafter und SP-Präsidenten einen «der wichtigsten Vorkämpfer für die politische Gleichstellung»: «Ohne dich wäre auch ich nicht da, wo ich heute stehe.» Mit Blick auf Hubachers Diskussionsfreude und seine schreiberische Tätigkeit erklärte die Bundespräsidentin: «Von dir habe ich gelernt, was es bedeutet, dass man sich zuerst eine Meinung bildet, bevor man eine hat.»

Dass der Parcours des gelernten Bahnstationsbeamten Hubacher alles andere als einfach war, blieb nicht unerwähnt. Der ehemalige SP-Präsident und Alt- Nationalrat Peter Bodenmann erinnerte an die brutalen Grabenkämpfe, die sich die Sozialdemokraten zu Beginn von Hubachers Zeit mit der Partei der Arbeit lieferten - und damals aus dem Jungpolitiker einen «strammen Antikommunisten» machten. Dies habe die Bürgerlichen andererseits nicht davon abgehalten, Hubacher als «Speichellecker der Kommunisten» zu verunglimpfen, so Bodenmann: «Helmut war ein rotes Tuch und nahm dies verdammt gelassen. Ab und zu genoss er es sogar etwas, der Böse zu sein, der er nicht war.»

Dramatische Wahlkämpfe
Anita Fetz kam auf den Regierungsratswahlkampf von 1976 in Hubachers Wahlheimat Basel zurück. «Das war einer der dramatischsten Wahlkämpfe, die diese Stadt je erlebt hat.» Hubacher sei in einer «beispiellosen Schlammschlacht» von der politischen Gegnerschaft «mit Dreck beworfen» worden «unter eifriger Mithilfe der gerade fusionierten Basler Zeitung». Hubacher wurde 1976 in Basel nicht in die Regierung gewählt und konzentrierte sich stattdessen auf die nationale Politik - mit Erfolg, wie wir heute wissen. 34 Jahre sass Hubacher im Nationalrat, von 1975 bis 1990 präsidierte er die SP.

Er sei ein «Stehaufmann» gewesen, so Bodenmann, wovon

Hubacher, der Willy Brandt der SP-CH nach kurzer schwerer Krankheit 94 j. gestorben 2d7jsm

"Ab und zu genoss
er es sogar etwas,
der Böse zu sein,
der er nicht war."


Peter Bodenmann
ehemaliger SP-Präsident und
Alt-Nationalrat


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"Ich habe mein
Faxgerät im Büro
nur wegen
Helmut Hubacher
behalten."


Anita Fetz
Alt-Ständerätin

auch die Partei profitiert habe. «Die grösste Leistung von Helmut Hubacher war die Öffnung der Partei für neue Themen und die Integration der 68er-Generation in die Partei.» Ähnlich rechnet Anita Fetz dem SP-Übervater an, dass er die Partei für die soziale und ökologische Bewegung sowie für «aufmüpfige Frauen» geöffnet habe. Und dies, ohne das traditionelle Arbeitermilieu aus dem Blick zu verlieren. Politisch und persönlich habe sie dem diskussions- und schreibfreudigen Politiker viel zu verdanken. «Ich habe mein Faxgerät im Büro nur wegen ihm behalten.»

Grösste politische Niederlage
Sommaruga konnte sogar Hubachers grösster politischer Niederlage - die Nichtwahl von Lilian Uchtenhagen als erste Schweizer Bundesrätin im Jahr 1983 - etwas Positives abgewinnen. Das Vorgehen der Bürgerlichen sei damals eine «Ohrfeige für alle Frauen im Land» gewesen, so die Bundespräsidentin. Doch dieser «Chlapf» habe auch etwas in Gang gebracht: «Dass die Schweiz ausschliesslich von Männern regiert wird, war keine Selbstverständlichkeit mehr.»

Die Bundespräsidentin fand nicht zuletzt warme Worte für Hubachers ebenfalls politisch engagierte Frau Gret: «Du hast nicht nur deinen Ehemann verloren, sondern auch deinen Vertrauten und lebenslangen Gesprächs- und Gedankenpartner.» Bodenmann bemerkte zur Zusammenkunft von Helmut und Gret vor über 70 Jahren: «Die früher gereifte, aktivere und zeitlebens etwas linkere Gret holte ihn ins Zürcher Volkshaus, in die sozialdemokratische Arbeiterbewegung.»

Das Ende einer Epoche
Während der Ansprachen der ehemaligen National- und Ständeräte drängte sich der Eindruck auf, dass mit Hubacher nicht nur ein SP-Urgestein, sondern auch eine politische Epoche der Schweiz verabschiedet wird. Das «Sicherheitsorchester», eine traditionelle 1.-Mai-Kapelle, versprühte rührend-leichte Melancholie. Ein Hauch Götterdämmerung lag in der Basler Volkshaus-Luft.

Die Bundespräsidentin setzte schliesslich doch einen starken Bezug ins Hier und Jetzt. Sie rief Hubachers letzte politische Mahnung in Erinnerung: «Die grösste Aufgabe wartet mit dem Klimaschutz. Es geht ums Überleben.»
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